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ÉCRITURE AUTOMATIQUE (5)

Der Sinn von Träumen ist, dass man sich beim Schlafen nicht langweilt. Das ist alles. Max Goldt

Habe geträumt, dass ich die ganze Nacht die Augen zusammengekniffen habe, um zu Erkenntnissen zu gelangen, die mit offenen Augen nicht zu haben sind. Als ich sie am vermeintlich nächsten Morgen wieder geöffnet habe, hatte ich auf einen Zettel neben dem Bett notiert: „Alle Menschen sollten gezwungen werden, Ingmar Bergmans Persona anzuschauen. Und Identifikation einer Frau von Antonioni – Michelangelo Antonioni“. Mehr Platz war nicht gewesen auf dem Blatt. Warum ausgerechnet Bergman, wollte ich noch überlegen, den ich zwar schätze, aber nicht verehre? Aber Antonioni schien in Ordnung zu gehen, auch wenn ich gleichzeitig einen Trailer vor Augen hatte, der mit dem Film, bei dem ich damals im Kino eingeschlafen war, überhaupt nichts zu tun hatte. Im Trailer war eine altmodische Verfolgungsjagd zu sehen, mit Italo-Gangstern die grobschlächtig aufeinander schossen und dabei wie in einem 70er-Jahre-Trashfilm agierten, mittendrin der tatsächliche Antonioni-Darsteller Tomas Milian, in einem schlecht sitzenden Mantel aus der Zeit, zu kurz im Schnitt und mit einem unpraktischen, wuchtigen Kragen. Es war eindeutig ein Filmtrailer, aber die ganze Innenwand des Raums (welcher Raum?) war die Leinwand, so dass ich nicht sagen konnte, ob ich nicht vielleicht doch durch sie hindurch auf ein echtes Schauspiel sah. Dann musste ich zügig auf Toilette. Aufgewacht.

 

OFFICE CHART HERBST

Was wir diesen Monat im Büro hören

Lambchop – This (is what I wanted to tell you)

Diesen Text hatte ich mal zum Lambchop-Album Flotus vor vier Jahren geschrieben, und daß er auch unveröffentlicht immer noch passt, ist eine gute Nachricht. Ich ändere also zwei drei Wörter und empfehle damit erneut die aktuell letzte Lambchop, die wieder unglaublich vor sich hinmurmelt, tatsächlich so als gäbe es weder Raum noch Zeit, kein Gestern und kein Morgen, oder zumindest als wären das alles Phänomene, auf die man keine Rücksicht mehr nehmen muss, wenn man erstmal drinsteckt. Was interessiert den ehemaligen Parkettleger Kurt Wagner, 61, Nashville/Tennessee, der ganze Effektivitätsscheiß, mit Tag-und-dann-Nacht Konzept, und angeblich 24 Stunden, die pro Tag zur Verfügung stehen? Er, ich bitte um Entschuldigung für das aus der Mode gekommene Tu-Wort, „pluckert“ weiter vor sich hin, und säuselt mit dieser unfassbar sympathischen Parkettleger-Stimme in den Vocoder hinein. Einsortiert ist das unter „alternative“, wahlweise „electronic“, was einerseits nicht stimmt, weil immer dann, wenn man im Lauf der schwebenden analogen Schleifen kurz innerlich abgeschaltet hat, seine Stimme kommt, und dann spricht auf einmal der Weihnachtsmann persönlich zu Dir. Andererseits stimmt es aber eben doch genau, alle verfügbaren Kennzeichen von „ambient“ sind da, nur dass sie neben den Maschinen auch von einem warmherzigen Kollektiv von Musikern verursacht werden, teils mit langen Haaren und Holzfällerhemden, teils mit Tuba und Cowboystiefeln im Abendanzug, und auch eine Oboe macht irgendwas Kurzes, Interessantes (The Hustle).

Man hat wirklich das Gefühl, daß This (is what I wanted to tell you), genauso wie Flotus, ewig weitergelaufen wäre, wenn man es nicht irgendwann aus Versehen oder ganz bewusst abgeschaltet hätte. Zum Beispiel weil man auf Arbeit muss, ernsthaft mit dem Trainieren anfangen will, eine Karriere hinlegen soll oder irgendwas ähnlich Altmodisches auf dem Zettel hat. Ein Glück also, dass es da draussen immer noch etwas ganz anderes gibt, sowas wie Free Jazz, nur ohne die Schmerzen und mit Regen-Atmo. Wer nicht aufhören kann mit dem Zuhören, holt sich halt ein Attest und bleibt einfach zuhause. Großes Ding (schon wieder).

Außerdem läuft:

Lambchop – This Corrosion (Sisters of Mercy Cover)

Fleet Foxes – Jara

Fleet Foxes – I’m not my Season

Eefje De Visser – Bitterzoet

Radiohead – Scatterbrain

Radiohead – Skttrbrain (Four Tet Remix)

Four Tet – Baby

Seeed – Hale-Bopp

Boards Of Canada – Satellite Anthem Icarus

Hundreds – Spotless

Roxy Music – Tara (hier auch eine schöne Live-Version)

Hüsker Dü – Too Far Down

Bob Mould with Dave Grohl – Hardly Getting over it (Live@Disney Concert Hall)

Philip Glass – Saxophone Concerto (Eduardo Larez & Hector Castillo)

Cayucas – Champion of the Beach

Partial Arts – Trauermusik

Kings Of Convenience – Toxic Girl (David Whitaker String Arrangement)

Das Bierbeben – Reproduktion

Die Links führen in der Regel zu sehenswerten Videos auf vimeo oder youtube und gehen in einem neuen Fenster auf.

 

ELVIS LÄSST EINEN FAHREN

Ich hatte kurz Lust aus aktuellem Anlass über den Haushalt und das Putzen zu schreiben, aber dann steckte unter den Verkrustungen zuwenig brauchbare Metaphysik. Der einzige Mehrwert schien mir zu sein, dass es danach sauberer ist als vorher und dass das in der Regel gut aussieht. Wigald Boning und Jürgen Urig haben es besser gekonnt und Lyrik quer durch alle Jahrhunderte gesammelt, die sich ausschliesslich mit dem Putzen befasst. Sie haben aber keine gefunden und mussten daher die Gedichte alle selber schreiben. Dafür haben sie das Institut für Putzpoesie – für den sauberen Reim gegründet, das durch Liebe zur schönen sprachlichen Form besticht, keine gymnasialen Reimketten verspricht und in seinen Ergebnissen trotzdem sehr eng mit den Gesetzmässigkeiten der Dichterbranche kuschelt. Es ist zum Glück auch nicht allzu lustig oder allzu lang geworden, ein „Akt der Höflichkeit, denn wir wollen ja bekanntlich alle ins Bett“ (Urig). Wenn man Bonings Managerin darauf anspricht, erntet man jedenfalls einen hintergründigen Blick und ein fein ironisiertes Augenrollen – es fliesst also kein Geld.

Angenehm fällt auch auf, dass keine Scheu vor dem Verlassen des monothematischen Weges besteht: um Elvis, die Note Fis und ein paar goldige Amsel-Küken zusammenzubringen, kann man auch mal gedanklich den Wischmob für einen Moment zur Seite legen. Das entsprechende Gedicht ist ganz zauberhaft geworden, Wigald hat es zur Verfügung gestellt und ich stelle es hier rein, obwohl ich mit Elvis eigentlich nichts anfangen kann, jetzt aber schon. Das Putzen geht nach der Lektüre auch ein wenig beschwingter von der Hand. Ich empfehle übrigens das Produkt „biff Bad Total Zitrus“: es hat vorne eine drehbare Plastikdüse, die dafür sorgt, dass sich ein feiner Sprühnebel über die Armaturen legt, den man dann nur noch wegspülen muss, ohne mühsam herumzuwischen. Bitte ein paar Minuten einweichen lassen.

Als Elvis letztmalig in einen Blaubeer-Pancake biss
vibrierte sein Zwölffingerdarm und es erklang ein hohes Fis,
und als des Königs Körper wenig später leblos in der Kiste lag
da schlich das Fis diskret hinaus, gerade noch bevor der Sarg
geschlossen und verbuddelt wurde.

Eine untersetzte Amsel hörte den verwaisten Ton,
nahm ihn unter ihre Schwingen,
um ihn fortan ihren Kindern vorzusingen,
die über der Leichenhalle in einer Magnolie piepten.
Sechs Tage sang Mutter vor,
am siebten sang der Kinderchor
das „Elvis-Fis“, um nicht zu sagen „Elfis“ nach.

Die Vogelkinder wurden groß und lehrten auch die ihrigen
das je nach Schnabelstellung heikle Fis,
just zwischen f und g.
Und immer wenn ich eine Amsel hör und seh,
wie sie Elfisse trällert,
flattert, schnabuliert und schwebt,
weiss ich – durch sie:
Elvis lebt!

Wigald Boning

OFFICE CHART FRÜHLING

Was wir diesen Monat im Büro hören

Stil vor Talent Berlin — Blub

Mal ein bisschen langsamer reiten, mit der Musik hier im Büro, das hält ja kein Mensch mehr aus: in den letzten Wochen ist alles schleichend housiger geworden, auch flauschiger, vor allem aber instrumentaler, mir reichts gerade mit dem ganzen Welt- und Menschengeplärre da draussen, und drinnen auch. Was sich in der „Außerdem“-Liste weiter unten angenehm weiblich niederschlägt.

Gibt es für so diffuse Sehnsüchte überhaupt ein Album, dass sich einerseits gerne dauernd drehen darf, aber dabei nicht zu schnell und kompliziert wird? Die Spackos von Stil vor Talent kommen da gerade recht mit ihrem neuen Sampler Blub, das ist das Berliner Luft- und Badeparadies, eine seit 20 Jahren vor sich hin ranzende Stadtruine in Neukölln, was die diffusen Sehnsüchte gleich auch noch in eine ganz andere Richtung lenkt: Dorthin wo Sommer ist, und nach Berlin. Das Narrativ ist das Bad, der Sampler soll den Soundtrack bieten, der die Geschichte zusammenhält und dabei die Fransen nicht vergisst, die lose daran hängen: Der verpisste Grusel verwahrloster Spaßbäder, die Real Estate Krawattenheinis, die einen großen Bogen um die toten Ratten im Pool machen, der aschige Schlamm in den niedergebrannten Hallen, in denen noch ein obdachloser Mantel liegt. Aber das ist nur Marketing.

In Wirklichkeit ist es wohl umgekehrt, das Bad hält die Interpreten zusammen. „Gathered under one Umbrella“, in dem Fall den schönen Visuals von Chrisse Kunst, kriegt man sie wohl alle hübsch verpackt, aber es könnte sie auch jeder andere Gedanke leiten. Es ist zwar ungerecht, aber auch ein bisschen egal, wenn man einen von ihnen herausfischt und an einem anderen Platz wieder ablegt, aber am wirkungsvollsten pumpen gerade Roemisch 111 & Victor Pilava, das kann sich jedoch stündlich ändern. Labelchef Oliver Koletzki eröffnet schon ziemlich nervös-melodiös, aber mit Jazztrompete und einem Herrn, der einem We Are All Lost ins Ohr haucht, nicht dringend das, was man da draussen gerade hören möchte, aber dann kommt schon bald Affkt und die Tochter erscheint in der Bürotür und fragt „Is‘ hier Party oder was?“ und ich will sofort nach Neukölln, oder wenigstens Friedrichshain, und wünsche mir dabei, ich hätte den ersten Satz nie geschrieben.

Außerdem läuft:

Barbara Preisinger – Sol Asylum Mix Series 004 (einstündiger SoundCloud Mix)

Ellen Allien – Live @ TTT X Hör Berlin 2020 (90 Minuten Mix)

Monika Kruse – Live@Watergate United We Stream 2020 (einstündiger Live Mix)

Patti Smith – Smells like Teen Spirit

Woodkid & Nils Frahm – Winter Morning II (with Robert De Niro)

Bicep – Glue

Zola Blood – Silver Soul

Kendrick Lamar – Lust

The xx – Reconsider (Jamie xx Remix Long Edit)

Air – New Star in the Sky (Chanson pour Solal)

John Frusciante – Before The Beginning

The Black Dog – Reverse Dorian Gray

Reload – Le Soleil et la Mer (Black Dog Productions Remix)

Car Seat Headrest – Martin

Bon Iver – 33 „God“

Lana Del Rey – National Anthem

Die Selektion – Kalter Atem

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CONTAINER I/2020

In den Container wandern alle kleinen Begeisterungen der letzten Wochen

Neue Sachlichkeit (1)  Als entspannt pragmatisch und angenehm tröstlich wird von mir neuerdings der Einsatz von rudimentär-künstlicher Intelligenz am Handy empfunden. So vervollständigt die Autokorrektur von WhatsApp mittelkomplexe Begriffe innerhalb von einem Tag wie selbstverständlich von selbst, wenn man sie nur häufig genug eingegeben hat. Sowohl bei „Hirnblutung“ als auch bei „Intensivstation“ reichten bald schon die ersten zwei Buchstaben, um das gewünschte Wort als Vorschlag auf den Schirm zu kriegen.

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The Walking Dead  Ich konnte mir nicht vorstellen, dass eine Serie über den Kampf gegen Untote zehn Staffeln lang nicht nur tragfähig sein könnte, sondern überhaupt erst dann alles über die condition humaine würde erzählen können – indem sie einfach die Überlebensmöglichkeiten nach einer Pandemie anhand sämtlicher historisch denkbaren Staats- und Gesellschaftsmodelle zwischen Monarchie, napoleonischer Isolation und KZ-Regiment in allen Mikro- und Makro-Formen durchdekliniert. Und das alles unter amerikanischen Genre-Bedingungen, also weltweit verständlich, dabei aber auch unter so neuen und unerwarteten dramaturgischen Gesetzmässigkeiten wie dem unaufgeregten Wechsel zwischen langen intimen Dialogpassagen und dem beherzten Rammen von rostigen Schraubenziehern in faulige Zombieschädel. Dieses lauwarme Blutbad war mir tatsächlich neu und kostet dreieinhalb Millionen Dollar pro Episode. Der Spaß ist aber erst rund, wenn man alle Folgen mit einer Fünfzehnjährigen guckt. (Netflix und Sky, freigegeben ab 18)

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Der Junge mit dem Edding  Wenn neben den kostenlosen Hotel-Schlappen auch ein herumliegender Edding zur Hand ist, hat der Sohn kein Problem damit, den allseits gewünschten Distinktionsgewinn einfach selbst herzustellen. Der Handmade-Effekt zerstört dabei zum Glück sofort die Ernsthaftigkeit des Anliegens, ich bin ja auch viel lieber mit einem Witzbold auf Reisen als mit Louis Vuitton persönlich.

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Neue Sachlichkeit (2)  “Marlon Brando told me that, because of his stomach, he had not seen his penis for seven years. I am a rather pragmatic person. I suggested he try using a mirror.” — Donald Sutherland (032c, unpublished interview intended for Issue 28)

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12ter März. Heute zum ersten Mal wieder den ganzen Tag keinen Kapuzenpulli getragen (Hoodie klingt mir zu versöhnlich), zum ersten Mal seit Abflauen dieses Winters, dem ersten in dem ich kein einziges Mal Schnee schippen musste und dem ersten, von dem ich dauernd sagen soll, was mir denn dazu einfiele. Nichts, ausser dass ich normalerweise nie wusste, wann er genau zu Ende ging, bei Träumen weiß man ja auch nie genau, wo sie angefangen und ob sie überhaupt aufgehört haben. Es war also der zwölfte Dritte, und wie immer, wenn etwas beschrieben wird das gerade vorbei ist, gibt es einen gewissen Anlaß zur Traurigkeit.

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BE  Ich habe Bernd Eichinger ein einziges Mal getroffen, auf dem Pausenflur bei ARRI in Schwabing. Ich hatte eine Tonmischung am einen Ende des Ganges, er schnitt den „Untergang“ am anderen. Es war eine denkbar kurze Begegnung, er stand mit Kaffee am Tresen, sah die angeknüllte Packung Camel ohne Filter in meiner Hand und meinte nur „endlich einer mit gscheiten Zigaretten, gib mir mal eine bitte“, worauf ich jene eine rausließ, mit irgendeinem gemurmelten „ist zwar die letzte, aber für Sie natürlich gerne“-Quatsch, was man halt so redet. Im Sinne seiner angenehm undeutschen Lebensleistung war das sogar aufrichtig, auch wenn mich eigentlich keiner seiner Filme wirklich begeistert hat, ausser dem „Bahnhof Zoo“ vielleicht, aber da war ich noch in einem zweistelligen Alter. Der gleichen Meinung ist mein Regie-Nachbar, der aber die Biographie empfahl und sie mir neulich auf den Terrassentisch gelegt hat. Mal sehen, ob Eichingers Frau die Fluppen-Story aufgegriffen hat. Ein bisschen gespannt bin ich schon.

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Neulich im Museum  Im Eingangsbereich des Haus der Kunst war schon vor den Kassen eine Installation aufgebaut, die mit einem luftig arrangierten Meer von aufgespannten Schirmen in Pop-Art-bunten Farben aus dem Vorraum eine wie hingetupfte Wolke entstehen ließ, die man als Besucher nur mit einem etwas umständlichen Zickzack-Kurs hinter sich lassen konnte, um in den seriös kuratierten Hauptraum mit aufwendig geklebten und montierten Collagen aus Afrika zu gelangen. Ein hübscher Kontrapunkt und gleichzeitig eine Art amüsantes Entrée, dass wohl die Ernsthaftigkeit der weiter hinten gezeigten Objekte ein wenig mit der sorglosen Schönheit dieser ‚objets trouvés‘ versöhnen sollte, die durch ihre bloße Präsentation automatisch eine Balance hergestellt haben, über die ich gerne gleich nochmal nachdenken würde, aber jetzt erstmal in die Cafeteria. Dort habe ich dann gemerkt, dass es einfach nur draussen regnet.

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OFFICE CHART WINTER (II)

Was wir diesen Monat im Büro hören

Mac Miller — Circles

Ich habe vor vielen Jahren mal begründen müssen, warum ich Gesang in einem bestimmten Musik-Zusammenhang ablehne, später hab ich das auf fast alle Zusammenhänge ausgeweitet. Die Beats und alle daran angedockten Mikrokosmen waren einfach fulminanter, maschinen-gemachte Schäbigkeiten willkommen, und alle Virtuosität aus menschlicher Kehle war eine Idee wie aus dem 19ten Jahrhundert: man roch förmlich die Bühnen-Schminke und hörte das Rascheln der Rokoko-Kleider auf der Suche nach dem hohen C. Aber dann kamen erst Thom Yorke und jetzt Mac Miller durch die Tür und haben mich daran erinnert, warum eben doch die Stimme als Botenstoff für Emotion erlaubt sein darf, wie jedes andere Instrument auch. Sie muss nur so klingen wie sich dieser Moment kurz vor dem Aufprall anfühlt, bei dem eine fremde Macht dafür sorgt dass der Sturz unmittelbar vor dem Boden endet und einen ein seidener Faden unsichtbar in der Schwebe hält und wieder aufrichtet, ohne dass die Füße dabei den Boden berühren müssen. Alles in Zeitlupe, versteht sich. Das gelingt herzerwärmend bei Hands, und niederschmetternd bei I Can See oder Once a Day.

I spent the whole day in my head / do a little spring cleanin / I’m always too busy dreamin, und genauso ist es ja auch, bekanntlich gibt es Jahrhunderte, da bleibt man besser im Bett. Mac Miller ist aus seinem nicht mehr aufgestanden, seine Familie hat das Album jetzt posthum veröffentlicht, sein Produzent die angefangenen Songs fertig gemischt und schönstens in Form gebracht. Circles, hier in ganzer Länge zu hören, ist wie die noch warme Decke eines Freundes, der gerade erst durch die Tür verschwunden ist, einem Phantom, dass nie wiederkehren wird, Aber wer sich darin einwickelt, dem wird es da draussen auch nie wirklich zu kalt werden.

Außerdem läuft:

Mac Miller – Nikes on my Feet

Lyle Mays (+) – Close to Home

Leon Vynehall – Midnight on Rainbow Road (hier auch mit Beat)

Chaos in the CBD – Midnight in Peckham

Billie Eilish – No Time To Die

Bee Gees – Living Eyes

Seeed – Aufstehn

Rammstein – Diamant

Lindemann feat. Haftbefehl – Mathematik

Jon Hopkins & Kelly Lee Owens – Luminous Spaces (Edit)

Tarek KIZ – Ticket hier raus

Goldroger — Potion

Kummer feat. Max Raabe – Der Rest meines Lebens

Trentemøller – Never Fade

alt-J – Hunger of the Pine (MOTSA Re-Groove)

Kings of Convenience — The Weight of my Words (Four Tet Remix)

Cleo Sol – Butterfly

Father John Misty – Hollywood Forever Cemetery Sings

PNL – A l’Ammoniaque

OrelSan – Tout va bien

Underworld – Banstyle/Sappys Curry (Remastered)

Pixies – Havalina

Dylan Thomas – Better Oblivion Community Center

Nino Rota — Tre Passi nel Delirio (Toby Dammit)

Mac Miller – Come back to Earth

Die Links führen in der Regel zu sehenswerten Videos auf vimeo oder youtube und gehen in einem neuen Fenster auf.