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Kategorie-Archiv: écriture automatique

ÉCRITURE AUTOMATIQUE (6)

Der Sinn von Träumen ist, dass man sich beim Schlafen nicht langweilt. Das ist alles. Max Goldt

Habe geträumt, dass der Postbote durch das Küchen-fenster mit mir spricht. Ich erkenne ihn an der Stimme, er sagt er habe alles auf den Tisch gelegt, es sei auch eine riesige Schnecke dabei, die Adresse stehe korrekt drauf, also bringe er sie vorbei. Offenbar ist er der Meinung, sie sei verloren gegangen. Ich bin irritiert, weil ich ihn trotz der durchsichtigen Fensterscheibe nicht sehe, und möchte vor die Tür gehen, um mit ihm zu sprechen. Aber die Stimme ist verstummt und ich zögere, ohne genau zu spüren, warum. Der Hintergrund ist real, der Postbote, der die Briefe meistens auf dem Terrassentisch ablegt, hatte erst neulich von der „fetten Schnecke“ in der Einfahrt erzählt, die er beinahe überfahren hätte. Im Traum jedenfalls gehe ich nach draussen und sehe nach: auf dem Tisch liegen mehrere Dutzend dicker Weinbergschnecken, auf allen ist die gleiche Adresse mit einem schwarzen Stift von Hand aufgetragen worden. Ihr Schleim überzieht schon alle Kanten, und es ist für mich unmöglich, den Tisch zu berühren. Aufgewacht.

 

ÉCRITURE AUTOMATIQUE (5)

Der Sinn von Träumen ist, dass man sich beim Schlafen nicht langweilt. Das ist alles. Max Goldt

Habe geträumt, dass ich die ganze Nacht die Augen zusammengekniffen habe, um zu Erkenntnissen zu gelangen, die mit offenen Augen nicht zu haben sind. Als ich sie am vermeintlich nächsten Morgen wieder geöffnet habe, hatte ich auf einen Zettel neben dem Bett notiert: „Alle Menschen sollten gezwungen werden, Ingmar Bergmans Persona anzuschauen. Und Identifikation einer Frau von Antonioni – Michelangelo Antonioni“. Mehr Platz war nicht gewesen auf dem Blatt. Warum ausgerechnet Bergman, wollte ich noch überlegen, den ich zwar schätze, aber nicht verehre? Aber Antonioni schien in Ordnung zu gehen, auch wenn ich gleichzeitig einen Trailer vor Augen hatte, der mit dem Film, bei dem ich damals im Kino eingeschlafen war, überhaupt nichts zu tun hatte. Im Trailer war eine altmodische Verfolgungsjagd zu sehen, mit Italo-Gangstern die grobschlächtig aufeinander schossen und dabei wie in einem 70er-Jahre-Trashfilm agierten, mittendrin der tatsächliche Antonioni-Darsteller Tomas Milian, in einem schlecht sitzenden Mantel aus der Zeit, zu kurz im Schnitt und mit einem unpraktischen, wuchtigen Kragen. Es war eindeutig ein Filmtrailer, aber die ganze Innenwand des Raums (welcher Raum?) war die Leinwand, so dass ich nicht sagen konnte, ob ich nicht vielleicht doch durch sie hindurch auf ein echtes Schauspiel sah. Dann musste ich zügig auf Toilette. Aufgewacht.

 

ÉCRITURE AUTOMATIQUE (4)

Der Sinn von Träumen ist, dass man sich beim Schlafen nicht langweilt. Das ist alles. Max Goldt


Habe geträumt, dass ich frühmorgens in einer Küche stehe, irgendwo im Schwarzwald. Das weiß ich, weil in der Nähe meine Mutter begraben liegt, ich müsste lediglich ein paar Serpentinen hochgehen oder -fahren, dann wäre ich in der Nähe des Grabes, tief im Wald. Wie lang sich diese Serpentinen den Berg hinauf schlängeln, ist allerdings unklar. Es kann wahlweise eine lange Wanderung werden, oder eine Sache von Minuten.

Auf dem Herd steht ein großer orangener Topf, ich bin alleine und bereite etwas zu, es ist wohl ein Rindergulasch. Die Regale stehen voll mit Antennen, entsprechenden Empfangsgeräten und Kabeln, trotzdem ist es eine Küche. Die Mutter kommt herein, es ist die Mutter des Hauses, aber nicht meine eigene. Sie ist um die Sechzig, mit schwarzen Haaren und einem braunen Bademantel, sie scherzt und ist gleichzeitig auf eine schlecht gelaunte Art und Weise skeptisch. Mit großer Beiläufigkeit schneide ich Gemüse und Kräuter, rühre sie in den Topf ohne hinzuschauen, mache Witze und lache mit ihr, ich will sie beeindrucken, es steht etwas auf dem Spiel. Nach und nach stehen auch mehr Personen in der Küche, ich mache Scherze, informiere über das Essen, spiele dabei aber verschiedene Versionen der Gespräche und des Gulaschgerichts durch. Es sind ihre Töchter, sie sind einerseits neugierig und interessiert, aber auch kooperativ und helfen mit. Nur eine von ihnen reagiert abwartend und setzt sich ins Regal, wo sie in den Antennen verschwindet, aber niemand wundert sich darüber.

Obwohl ich dauernd Zutaten in den Topf werfe, geht es mit dem Gericht nicht richtig los, alles scheint immer am Anfang zu sein, es gibt keinen Fortschritt obwohl der Herd offensichtlich mit höchster Leistung arbeitet. Es scheint gleich Abend zu werden, und irgendwann wird mir klar, dass das Gericht niemals pünktlich fertig werden kann. Ich scherze noch und erkläre die weiteren nötigen Schritte, gerate dabei aber zunehmend in Panik. Aufgewacht.

 

ÉCRITURE AUTOMATIQUE (3)

Der Sinn von Träumen ist, dass man sich beim Schlafen nicht langweilt. Das ist alles. Max Goldt

Cate_blanchettHabe geträumt, dass ich mit Cate Blanchett im Ozean schwimme. Wir sind sehr weit draussen, es ist nirgends Land zu sehen. Wir schwimmen nicht wirklich, sondern lassen uns mehr treiben, wechseln mit ein paar kräftigen Zügen die Position, dabei kichern und lachen wir, niemand spricht etwas. Große Wellen rollen an und heben uns hoch, lassen uns dann wieder in ein Tal fallen. Aber sie kommen und gehen wie in Zeitlupe, die Wasseroberfläche wirkt, als würde ein öliger Film darüber liegen. Es ist spät am Nachmittag, die tiefstehende Sonne lässt das Wasser rötlich aussehen, fast wie flüssiger Kupfer, bald wird es dunkel. Unser Treiben im Meer ist kindlich, wir versuchen uns zu erreichen und dann wieder zu entkommen. Ihr Kichern ist plötzlich weiter entfernt, sie taucht aus den Wellen auf, lacht, verschwindet wieder. Dann wird es leiser, und sie scheint sich in einem Wellental einfach aufgelöst zu haben. Ganz leicht streift mich die Erkenntnis, dass ich alleine im weiten Ozean bin, aussichtslos und ohne Rettung, und dass unter mir jede Menge schlimme Tiere schwimmen. Aber es reicht nicht, um mich in Panik zu versetzen, dafür ist die schwerelose Situation zu angenehm. Aber wo ist Cate, warum ist sie verschwunden? Aufgewacht.

 

ÉCRITURE AUTOMATIQUE (2)

Der Sinn von Träumen ist, dass man sich beim Schlafen nicht langweilt. Das ist alles.  Max Goldt

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Habe geträumt, dass ich am Schreibtisch sitze, als plötzlich ein kleiner Junge mitten im Büro steht. Er ist ungefähr zehn Jahre alt, ich habe ihn noch nie gesehen, und er lächelt mich herausfordernd an. Er wirkt verletzt und angeschlagen, seine dünnen Haare sind durch eingetrocknetes Blut verklebt. Sein ausgemergelter Körper ist fast nackt, bis auf eine gehäkelte Strickbadehose, die ihm schief auf den dünnen Hüften sitzt. Er möchte offenbar mit mir spielen, gibt mir wortlos zu verstehen, dass ich ihn jagen soll, und rennt plötzlich hinaus ins Freie. Ich folge ihm über die Terrasse in den Garten, wo er hinter Schilfgras spurlos verschwindet.
Als ich zurück ins Haus gehen will, sehe ich, dass er auf dem Rasen Spuren hinterlassen hat: Überall da, wo seine nackten Füße den Boden berührt haben, sind hunderte winziger schwarzer Pilze gewachsen. Ich starre minutenlang auf den Boden, ein modriger Geruch liegt in der Luft. Aufgewacht.

 

ÉCRITURE AUTOMATIQUE (1)

Der Sinn von Träumen ist, dass man sich beim Schlafen nicht langweilt. Das ist alles.  Max Goldt 

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Habe geträumt, dass der fantastische Ma Yansong mir einen Bungalow gebaut hat, direkt am Isarufer. Das Haus hat ein terrassenartiges, irgendwie fließendes Dach, und ist riesig in den Proportionen, aber gleichzeitig sehr klein und eng. Als ich vermeintlich aufwache, ist es aber nur noch ein Holzschuppen, und als ich hinaustrete und ans Ufer gehe, ist auch der Schuppen weg. An seiner Stelle steht eine riesige mechanische Schreibmaschine, aber auf den altmodischen runden Tasten sind ganze Wörter, keine Buchstaben. Ich werde aufgefordert, mich zu beschweren, finde aber nicht die richtigen Tasten.
Dann steht Yansong persönlich vor mir, obwohl ich gar nicht weiß wie er aussieht, und lächelt mich mit schiefen Mundwinkeln an. Ein kleiner Fleck auf meinem Hemd nervt, und ich weiß nicht mehr, was ich ihm sagen wollte. Aufgewacht.