white cargo
in german only

Archiv für den Monat: Dezember 2013

JANE, DOUGLAS UND ICH NICHT

julia-1  Julia  Julia_3

Ich war elf Jahre alt, als ich in Paris beinahe einen Satz zu Jane Fonda gesagt hätte. Dass ich im entscheidenden Moment krank wurde, und deshalb ein anderer Junge in diesem Film diesen Satz sagte, ist mir erst Jahrzehnte später wieder eingefallen, nämlich neulich. Meine Mutter fuhr mich damals ins Studio um vorzusprechen, die Französischlehrerin hatte mich auf eine Anfrage beim Direktorat der Deutschen Schule hin vorgeschlagen. Ich bin dann mit dem Schreiben des Direktors vor Aufregung versehentlich nach Hause gegangen, obwohl noch Unterricht gewesen wäre.

Regisseur Fred Zinnemann war im Studio nicht anwesend, und so war es wohl ein Assistent, der mich mit einem Umschlag in der Hand ein paar Mal von links nach rechts gehen und diesen einen Satz zu einer fiktiven Frau Fonda sagen ließ. Die einzige Person, an die ich mich erinnern kann, war ein unglaublich freundlicher Engländer hinter der Kamera, der mit wirrer Frisur und einer überdimensionierten Hornbrille die Probeaufnahmen technisch leitete. Douglas Slocombe, der bereits in den dreissiger Jahren als Dokumentarfilmer mit dem lauten Geräusch seiner Kamera eine Goebbels-Rede gestört hatte und später Polanskis Tanz der Vampire und die Indiana Jones Filme fotografiert hat, ist im Februar hundert Jahre alt geworden.

Meine Grippe war nach ein paar Tagen auskuriert, der Film, in dem auch Vanessa Redgrave, Jason Robards und Meryl Streep mitspielten, wurde für elf Oscars nominiert. An den Satz, den ich hätte aufsagen sollen, kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.

ÉCRITURE AUTOMATIQUE (1)

Der Sinn von Träumen ist, dass man sich beim Schlafen nicht langweilt. Das ist alles.  Max Goldt 

ma_yansong-project_superstar

Habe geträumt, dass der fantastische Ma Yansong mir einen Bungalow gebaut hat, direkt am Isarufer. Das Haus hat ein terrassenartiges, irgendwie fließendes Dach, und ist riesig in den Proportionen, aber gleichzeitig sehr klein und eng. Als ich vermeintlich aufwache, ist es aber nur noch ein Holzschuppen, und als ich hinaustrete und ans Ufer gehe, ist auch der Schuppen weg. An seiner Stelle steht eine riesige mechanische Schreibmaschine, aber auf den altmodischen runden Tasten sind ganze Wörter, keine Buchstaben. Ich werde aufgefordert, mich zu beschweren, finde aber nicht die richtigen Tasten.
Dann steht Yansong persönlich vor mir, obwohl ich gar nicht weiß wie er aussieht, und lächelt mich mit schiefen Mundwinkeln an. Ein kleiner Fleck auf meinem Hemd nervt, und ich weiß nicht mehr, was ich ihm sagen wollte. Aufgewacht.