Was wir in diesen Monaten im Büro hören
„Baby, ich hab‘ Pillen und so“ – Keine drei Minuten im Auto, schon der erste Beinah-Unfall auf dem Weg zum Lautstärkeregler: endlich Musik, die sich kein Erwachsener mit flankierendem Business-Plan ausgedacht haben kann. Eher so, dass Mutti und Vati das unbedingt hassen werden, aber das passt natürlich so. Cloud Rap überhaupt: Eine Art HipHop auf Zeitlupe, was weniger an den Beats liegt, fast alle Stücke fangen wie eine majestätische Soulballade an um sich sogleich in dieser Verheißung wieder zu verheddern, spätestens wenn das sedierte Autotune-Genuschel anfängt – drogeninduziert und damit von einem dermassen existentiellen Ennui getragen, dass Yung Hurn vor lauter Gleichgültigkeit kaum die Zähne auseinander kriegt. Bei ihm ist das auch noch österreichisch gefärbt, ein per se schon äusserst müder Dialekt, mit dem man aber definitiv die geschmeidigsten Schnitten in die Kiste zu kriegen scheint, vorausgesetzt man hat Pillen und so (siehe so ziemlich jedes Video). Zwischendurch blitzt allerdings eine so ans Herz gehende elektronische Illustration dieses grundlegenden Zustands auf, Hellwach zum Beispiel, dass einem dieses Herz fast übergeht, wahlweise vor Mitleid oder milder Euphorie. Wenn man Diedrich Diederichsen folgen möchte, der schon vor Jahren schrieb, man erkenne jede wichtige neue Musik daran, dass erstmal alles gleich klingt, dann hat man hier genug zu tun. Nein, Ok cool, Pillen – die Texte sind, neben einer fast beiläufigen Poesie, gelegentlich das, was man explizit nennt, man steckt wahlweise in irgendeinem Mund oder sucht gerade nach ‚was zum ziehen‘, letztlich aber doch nur nach Liebe (Bist Du alleine?, Fühlen). Am Ende sind es immer nur die selben paar Dinge, die einen den öden Kreislauf ertragen lassen, der nunmal entsteht, wenn man „deren Spiel“ nicht mitspielen will, und eigentlich auch sonst keins und so. Recht schlimm insgesamt, recht ungeeignet für Kinder, recht kurzatmig, wenn es um Fragen der Moral oder Vernunft geht. Kurzum: recht groß.
Außerdem:
The Cinematic Orchestra – To Believe
Romare – Who Loves You?
Romare – La Petite Mort
Sascha Funke – Take a Chance with me
Beck – Lonesome Tears
Chilly Gonzales – Lana Del Rey Medley (zweistündige „Music’s Cool“ Lektion)
Alt-J – Taro
Jon Hopkins – Everything Connected
DJ Koze – Scratch That (feat. Róisin Murphy)
Ufo361 – Der Pate
Captain Beefheart – Further than we’ve gone
The The – Uncertain Smile (XL Version Live)
Das Paradies – Die Giraffe streckt sich
2Raumwohnung – Somebody lonely and me (DJ Koze Remix)
Christian Löffler – Yorck
The Smiths – Asleep (Fanvideo)
DJ Shadow – Bergschrund (feat. Nils Frahm)
Jeff Buckley – I know it’s Over
The Cure – The Last Day of Summer
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